• Strider@lemmy.world
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    8 months ago

    Das war doch das Thema mit dem einen Typen der die Zahl willkürlich festsetzt und sagt man soll bei Depressionen einfach mal ein Bier trinken, oder?

  • aaaaaaaaargh@feddit.de
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    8 months ago

    Auch beim Thema Wartezeiten gehen die Einschätzungen der Bundespsychotherapeutenkammer und des G-BAs weit auseinander. Sie seien nicht so lang, wie von der Bundespsychotherapeutenkammer angegeben, sagt der G-BA und stützt sich dabei auf Zahlen des Verbands der Ersatzkassen. Einem Interessenverband von sechs Krankenkassen. Dort wird die Wartezeit auf einen Therapieplatz mit maximal 15 Tagen angegeben.

    Hier ist mir als “Betroffenem” gerade so hart der Kamm geschwollen, dass ich schwerlich weiterlesen konnte. 15 Tage dauert es vielleicht, bis dir überhaupt mal ein Psychologe antwortet, dass er keine Zeit hat.

    Ich spreche jetzt mal aus meiner semi-privilegierten Position heraus als jemand, der aufgrund diverser Gründe seit vielen Jahren den Maximalbetrag der GKV zahlt (wer es nicht weiß und sich fragt: das sind etwa 980 Euro im Monat). Es tut mir leid, aber dieses System ist komplett kaputt. Ich könnte für ein Drittel dessen, was ich gerade bezahle, sämtliche Leistungen plus Zusätze über die private Versicherung abdecken. Ich mache das nicht, weil sich ein Teil von mir noch solidarisch verpflichtet fühlt.

    Allerdings lohnt sich die Nachfrage hier dennoch: ist dieses System überhaupt sinnvoll? Wenn einem als Kassenpatienten so viele Bürden auferlegt werden und man mitunter wirklich bis zu 12 Monate auf einen Therapieplatz warten muss, weil es das Prinzip von GKVs überhaupt gibt, dann empfiehlt sich hier doch mal zumindest der kritische Blick. Ich denke, dass derzeit eine völlige Schieflage zwischen Leistung und Anspruch besteht. Würde das einzig deshalb der Fall sein, um schwächer gestellte Teilnehmer der Gesellschaft zu stützen, dann wäre ich komplett kommentarlos an dieser Stelle. Aber als so jemand bekommt man ja gerade erst den letzen Schund, was die Versorgung angeht, was ich mehr zum Leid als zur Freud auch lange am eigenen Leib spüren durfte.

    Ich mache daher jetzt mal einen wilden Vorschlag: ich würde lieber 500€ im Monat einfach so zahlen, damit die, die es sich nicht leisten können, adäquate medizinische Versorgung bekommen und mich darüber hinaus selbst absichern, als dieses System gerade jetzt zu stützen. Für mich ergibt das gerade genausowenig Sinn wie die gesetzliche Rente, die für alle U60 gerade eine komplette Nullrunde bedeutet.

    Tut mir leid, wenn ich jetzt anecke mit vielen Dingen, die ich hier gerade nannte, aber das brennt mir seit Jahren unter den Nägeln und es fühlt sich zusätzlich zur realistisch betrachtet gottlosen Steuerlast in 2023 in diesem Land für mich einfach komplett kaputt an.

    • not_exactly@feddit.de
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      8 months ago

      Hier ist mir als “Betroffenem” gerade so hart der Kamm geschwollen, dass ich schwerlich weiterlesen konnte. 15 Tage dauert es vielleicht, bis dir überhaupt mal ein Psychologe antwortet, dass er keine Zeit hat.

      Zumindest für das Erstgespräch könntest du dir über den Terminservice der gesetzlichen Kassen unter Tel. 116117 einen Termin geben lassen. Je nach Bundesland funktioniert das auch online: https://www.116117-termine.de/

      • Lhianna@feddit.de
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        8 months ago

        Genau das ist doch das Problem. Das verdammte Erstgespräch bekommt man schnell und dann steht man da und erfährt “ich nehme keine neuen Patienten” oder “in sechs bis acht Monaten hab ich wieder Platz”.

        • not_exactly@feddit.de
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          8 months ago

          Kannst du das vielleicht ein bisschen weiter ausführen? Welches Interesse hat man als Psychotherapeut:in, Erstgespräche anzubieten, wenn keine Therapieplätze frei sind?

          • Madlaine@feddit.de
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            8 months ago

            Die Therapeutinnen und Therapeuten müssen pro Woche bei einem vollen Versorgungsauftrag in der Regel mindestens 100 Minuten und bei einem halben Versorgungsauftrag in der Regel mindestens 50 Minuten für psychotherapeutische Sprechstunden zur Verfügung stehen. Sie teilen ihre Erreichbarkeit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung zur Information der Patientinnen und Patienten mit. Darüber hinaus sind Therapeutinnen und Therapeuten verpflichtet, freie Termine an die TSS ihrer Kassenärztlichen Vereinigung zu melden.

            Weil sie es müssen. Am Ende eines solches Gespräches bekommt man dan meist Infos wie man am besten woanders fortfahren würde

            • not_exactly@feddit.de
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              8 months ago

              Danke, das war mir so nicht bewusst. Grundsätzlich finde ich die Pflicht zur Meldung freier Termine nicht verkehrt, damit eine zentrale Vergabe und ein umfassender Überblick möglich ist. Auf der anderen Seite lösen die Mindestzeiten für Erstsprechsstunden selbst natürlich keine Probleme.

              Aber das wirkt auf mich, als wäre man von einer Lösung, die dem Ursprungskommentierer das Herumtelefonieren erspart, nicht so weit entfernt.

              • Madlaine@feddit.de
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                8 months ago

                Doch, leider schon

                Wenn der Fall nicht sofort behandelt werden muss (ich nehme mal an Suizidalität oder sowas. In meinem Fall haben mittlere Panikattacken nur für ein paar Blätter Informationsmaterial gereicht. Therapeuten durfte ich mir dann selbst suchen. Erfolglos. Hab nach nem halben Jahr aufgegeben weil die Suche anstrengender war als die Panik.

                Wenn man nicht selbst zahlt kann man ewig auf nen freien Platz warten.

                • not_exactly@feddit.de
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                  8 months ago

                  Ah, ich wollte nicht die Probleme kleinreden, sondern fand nur die Infrastruktur überraschend okay. Eine zentrale Datenbank freier Termine ist ein solider Anfang.

                  Wenn keine Therapieplätze verfügbar sind, hilft aber natürlich auch die effizienteste und zentralste Terminvergabestelle der Welt nichts.

      • aaaaaaaaargh@feddit.de
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        8 months ago

        Vielen lieben Dank für den Hinweis. Dem bin ich bereits nachgegangen, leider habe ich mich persönlich da überhaupt nicht ernstgenommen gefühlt. Es kam mir so vor, als müsste ich erst auf einer Brücke stehen und rumschreien, bevor man einem glaubt, dass es es einem gerade nicht sehr gut geht.

        Mir hat man das auch mehr oder minder direkt gespiegelt mit dem Satz: “Also so depressiv wirken sie jetzt gar nicht auf mich” gefolgt von einem unfassbaren “ich würde mir das auch gut überlegen, denn wenn das erstmal in ihrer Akte steht, wird vieles schwieriger”.

        Hintergrund hier war, dass ich reflektiert habe, wie stark ich mich gerade von Stress und Burnoutsymptomen betroffen fühlte. Ist ein Jahr her und wurde seitdem schlimmer (Überraschung!).

        Es fühlt sich wirklich so an, als würde man mit gebrochenem Arm ins Krankenhaus gehen und die würden nur sagen “Sie können doch noch laufen und einen zweiten Arm haben sie auch noch”. Und das war nicht das erste Mal, dass ich mich so fühlte, als ich mich überhaupt überwinden und nach Hilfe fragen konnte. Daher kommt jedenfalls die Kritik am System meinerseits.

        Ich hoffe das war nicht zu lang jetzt, ich finde einfach, dass es nötig ist, sowas mal zu benennen und ohne etwas Hintergrund ist das schwierig zu vermitteln.

        • not_exactly@feddit.de
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          8 months ago

          Nur für bestimmte Fachärzte, nicht aber für z.B. Hausarzt, Augenarzt oder eben das psychotherapeutische Erstgespräch.

          • Zacryon@feddit.de
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            8 months ago

            Bei anderen Fachärzten habe ich das nicht überprüft, aber was die Psychotherapie angeht, liegst du falsch.
            Was dagegen spricht:

            1. Meine eigene Erfahrung.
            2. Es steht sogar auf der Website:

            Mit einem Vermittlungscode können Sie eine Akutbehandlung oder probatorische Sitzung mit anschließender Psychotherapie vereinbaren.

            https://www.116117.de/de/psychotherapie.php

            • not_exactly@feddit.de
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              8 months ago

              Probier es halt aus. Die Seite ist wie alle Digitalangebote in Deutschland nicht geil, an anderer Stelle, z.B. unter https://www.116117-termine.de, findest du entsprechend einen gegenteiligen Hinweis. Bei der Terminbuchung selbst kannst du im Vermittlungscode-Feld einfach „nein“ auswählen.

              Aber auch auf der von dir verlinkten Seite steht:

              Es ist keine Überweisung notwendig. Wenn Sie selbst keine Psychotherapeutin oder keinen Psychotherapeuten finden, erhalten Sie Unterstützung mit einem Anruf bei der 116117.

              Im Zweifel einfach anrufen. Ich will nicht bestreiten, dass es Probleme gibt, aber ein erstes Gespräch bekommt man eben schon.

              • Zacryon@feddit.de
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                8 months ago

                Probier es halt aus.

                Habe ich. Wie oben erwähnt, eigene Erfahrung und so. Ohne Vermittlungscode konnten die nicht viel machen. Ist für mich inzwischen auch obsolet, da ich nach über einem Jahr Wartezeit endlich mal einen Platz ergattern konnte.

                Interessant, dass das da steht. Die wissen wohl selbst nicht, was sie brauchen und tun. Oo

    • Nobsi@feddit.de
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      8 months ago

      Zahle auch den Maximalbeitrag. Bei mir tatsächlich aus Faulheit, aber dennoch. Meinem Aussehen nach denken die meisten MFA oder Helferinnen meistens “ah, Anzug, Privatversichert” und gucken dann richtig doof wenn ich sage ich wäre Kassenpatient.
      Werd dann auch oft weggeschickt und bekomme erst nach Monaten Termine.

      Mit Rente hab ich schon lange abgeschlossen. Bin aber auch privilegiert, und brauche jetzt eigentlich schon nicht mehr Arbeiten.

  • Wirrvogel@feddit.de
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    8 months ago

    Wieso kann man Kassensitze eigentlich überhaupt verkaufen?

    Der Gesetzgeber hat es im Sozialgesetzbuch recht eindeutig festgelegt, dass ein Kassensitz selbst nicht verkäuflich ist. Denn die Kassensitz-Zulassung ist ein öffentlich-rechtlicher Akt. Psychotherapeut:innen dürfen also nur ihre Praxis, aber im Grunde nicht den Kassensitz verkaufen.

    Im Nachbesetzungsverfahren sollen die wirtschaftlichen Interessen dessen, der seinen Kassensitz abgibt, nur maximal in Höhe des Verkehrswertes der Praxis berücksichtigt werden. Tatsächlich wird das aber meist anders gehandhabt. Ein Verkauf eines Kassensitzes funktioniert vor allem in zulassungsbeschränkten Gebieten. Insbesondere dort würden sich Käufer finden lassen, die bereit wären, für den ideellen Wert einer Praxis zu bezahlen.

    De jure, das heißt von Rechts wegen darf eine Kassenzulassung überhaupt nicht verkauft werden, de facto, also nach Lage der Dinge geschieht vor allem das: Die Käufer bezahlen einen hohen Preis, um mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können. In den seltensten Fällen geht es um Räume oder Patientenstamm.

    https://www.therapie.de/aktuell/artikel/handelsware-kassensitze/

    Es wird noch schlimmer, weil egal ob Kassensitz für Psychotherapie oder Allgemeinarzt, einer kann bis zu 4 Sitze, also 3 zusätzlich kaufen, wenn er dann dort Ärzte/Therapeuten anstellt oder ein Versorgungszentrum aufbaut, was dazu führt, dass die Preise noch mehr steigen, weil das natürlich dann Geldanlage ist UND es verschlechtert die Arbeitsbedingungen für die TherapeutInnen und ÄrztInnen und die Leistungen für die PatientInnen, weil da wird dann gerne Gewinn maximiert.

    Das System ist von Grund auf kaputt. Speziell weil der Verkauf der Praxis für viele abgebende TherapeutInnen/Ärzte halt auch die Altersversorgung darstellt und dafür braucht es ja auch immer mehr Geld, nicht weniger und die sind deshalb auch gegen eine Deckelung der Verkaufspreise.

  • Kornblumenratte@feddit.de
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    8 months ago

    Im Gesundheitswesen gibt es nie genügend Therapeuten, Ärzte oder sonstige Behandler, weil in der Medizin die Nachfrage mit dem Angebot steigt. Und zwar nicht erst seit heute, sondern seit Imenhotep.

    Die Frage ist nicht: “wie viel Medizin brauchen wir?”, die Frage ist: “wie viel Medizin wollen wir uns leisten?”, und vielleicht noch wichtiger: “wie wollen wir die Medizin verteilen?”.

    • ToE@feddit.de
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      8 months ago

      Die Frage ist nicht: “wie viel Medizin brauchen wir?”, die Frage ist: “wie viel Medizin wollen wir uns leisten?”, und vielleicht noch wichtiger: “wie wollen wir die Medizin verteilen?”.

      Das ist eine Frage nach individuellen Werten basieren auf individuellen Erfahrungen und Lebensweisen. Die Antwort auf das “Wieviel wollen wir” bilden wir in DE über mehrere Stufen ab.

      Je höher die Nummer der Stufe umso höher die Indiviualität und kleiner der Kreis der am der Solidarität beteiligen Personen. Mit niedrigerer Nummer der Stufe nimmt jedoch auch der potentielle Schaden durch Missbrauch zu.

      • (1) SGB V Kapitel 3 ab. (Gilt für alle Bürger.)
      • (2) Leistungskatalog der Krankenkasse (Gilt für alle Versicherten in dieser Krankenkasse.) Zusatzversicherungen sind hier ebenfalls dabei.
      • (3) Selbstzahler und Hilfe im größeren Familienkreis (Gilt für den indviduell gepflegen äußeren Familien und Freundeskreis)
      • (4) Selbstzahler (Privat) in engem Familienkreis und Einzelpersonen (Gilt für alle Familienmitglieder)

      Der Schlüssel ist die Zielsetzung welche wir jeder Stufe zuschreiben damit eine Leistung dorf verortet wird.

      Ich gebe hier mal eine für diese Bubble provokative und frei formuliert Zuordnung zum Abschuß frei:

      • (1) Für alle Bürger ist die medizinische Leistung notwendig, wenn ein Unterlassen das Leben des Menschen gefährdet und maßgeblich verkürzen wird oder dessen Beitrag zum diesem medizinischem Solidarsystem gefährdet, maßgeblich verkürzt oder reduziert. Diese Stufe stellt eine minimale Grundversorgung für Präventive und aktue Maßnahmen sicher.

      • (2) Für alle Versicherten dieser (selbst gewählten) Kankenkasse(n) ist die medizinische Leistung notwendig, wenn ein Unterlassen das im Versicherungsvertrag genannte abgesicherte Risiko eintreten würde. Diese Stufe schafft eine nach möglichst indiviueller Methode und Vorliebe gewählte Gesundheitsversorgung. Mit der Einschränkung, dass diese Methode und Vorliebe möglich ist und das empfundene Risiko von genügend Teilnehmern geteilt wird um ein Solidarsystem finanzieren zu können.

      • (3) Selbst gepflegte individuelle Beziehungen sichern gemeinsame Werte und gegenseitige freiwillige Hilfe. (Ich erwähne diese im Bezug auf das Gesundheitswesen, weil dieses hierdurch entlastet wird. Oft wird der möglichen präventive und akute Betrag eines jeden Einzelnen hierdurch in den Betrachtungen unterschlagen. )

      • (4) Selbst verantwortete individuell gepflegte Beziehungen innerhalb des engen Familienkreis sichern ebenfalls gegenseitige freiwillige Hilfe. Durch die Nähe wird oft von der Gesellschaft auch eine Verantwortung eingefordert, die einen zur Hilfe verpflichtet.
        (Ich erwähne diese im Bezug auf das Gesundheitswesen, weil dieses hierdurch entlastet wird. Oft wird der möglichen präventive und akute Betrag eines jeden Einzelnen hierdurch in den Betrachtungen unterschlagen. )

      Zurück zu Deinem Beitrag im Bezug auf Wartezeiten für eine Therapie. Welche dieser Aussagen ist hier zu interpretiere? Viele Therapien sind nicht lebensnotwendig und müssten von der Allgemeinheit nicht finanziert werden. Die Terhapiens sind extrem wichtig und alle sollte notfalls auch höhere Beiträge als jetzt hierfür übernehmen.

      • Kornblumenratte@feddit.de
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        8 months ago
        1. Meine beabsichtigte Kernaussage war eine ganz andere. Ich formuliere mal ausführlicher: Mehr Therapeuten werden die Wartezeiten (mittelfristig) nicht verkürzen, weil mehr Therapeuten (mittelfristig) zu einer höheren Nachfrage führt. Außerdem – um auf das Thema des Artikels zu kommen – wird durch eine Ausweitung der Kassensitze keine Zunahme der Therapieplätze erfolgen; die approbierten, aber kassensitzlosen Therapeuten sitzen ja jetzt auch nicht rum, sondern behandeln Patienten in Krankenhäusern, im Erstattungsverfahren oder als Selbstzahler.

        2. Manche Therapien sind mehr oder minder nutzlos und hinausgeworfenes Geld – ich habe immer wieder Patienten mit mehreren 100 Stunden Psychotherapie ohne merkbaren Effekt, bzw. ohne Effekt der über einer Anbindung an einen Sozialpsychiatrischen Dienst hinaus geht. Und viele Therapien sind lebensverändernd, wahrscheinlich (ist nicht nachweisbar) durch vorgebeugte Suizide lebensrettend und durch eingesparte Krankenhausaufenthalte, Heimunterbringungen und erhaltene Arbeitskraft volkswirtschaftlich wertvoll. Wie man das erstere verhindern und das zweite ausbauen könnte, weiß ich auch nicht.

        3. Weiterführender Gedanke, eines meiner Lieblingsaufregethemen wenn es um Psychotherapie in Deutschland geht: wir könnten sofort die Zahl der Therapieplätze verdoppeln, wenn wir Gruppentherapie zum Standard machten. Gruppentherapie ist sowohl therapeutisch als auch wirtschaftlich um so vieles effektiver als Einzeltherapie. DAS wäre eine sinvolle Forderung der Psychotherapeutenverbände…

  • AntonMuster@discuss.tchncs.de
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    8 months ago

    Unsere Gesellschaft hat verdammt Glück, dass psychisch kranke ganz überwiegend zu kaputt sind um irgendwas zu machen. Wenn nur jeder 100. Suizident bei seinem Tod ein paar Leute in einer namenlosen Verwaltungsbehörde mitnehmen würde, sähe die Versorgung ganz anders aus.
    Ich möchte sowas natürlich keinesfalls gutheißen, es wundert mich nur sehr, dass praktisch niemand der wirklich Betroffenen versucht am kaputten System und den Verantwortlichen Rache zu nehmen.