• Kornblumenratte@feddit.de
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    8 months ago

    Im Gesundheitswesen gibt es nie genügend Therapeuten, Ärzte oder sonstige Behandler, weil in der Medizin die Nachfrage mit dem Angebot steigt. Und zwar nicht erst seit heute, sondern seit Imenhotep.

    Die Frage ist nicht: “wie viel Medizin brauchen wir?”, die Frage ist: “wie viel Medizin wollen wir uns leisten?”, und vielleicht noch wichtiger: “wie wollen wir die Medizin verteilen?”.

    • ToE@feddit.de
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      8 months ago

      Die Frage ist nicht: “wie viel Medizin brauchen wir?”, die Frage ist: “wie viel Medizin wollen wir uns leisten?”, und vielleicht noch wichtiger: “wie wollen wir die Medizin verteilen?”.

      Das ist eine Frage nach individuellen Werten basieren auf individuellen Erfahrungen und Lebensweisen. Die Antwort auf das “Wieviel wollen wir” bilden wir in DE über mehrere Stufen ab.

      Je höher die Nummer der Stufe umso höher die Indiviualität und kleiner der Kreis der am der Solidarität beteiligen Personen. Mit niedrigerer Nummer der Stufe nimmt jedoch auch der potentielle Schaden durch Missbrauch zu.

      • (1) SGB V Kapitel 3 ab. (Gilt für alle Bürger.)
      • (2) Leistungskatalog der Krankenkasse (Gilt für alle Versicherten in dieser Krankenkasse.) Zusatzversicherungen sind hier ebenfalls dabei.
      • (3) Selbstzahler und Hilfe im größeren Familienkreis (Gilt für den indviduell gepflegen äußeren Familien und Freundeskreis)
      • (4) Selbstzahler (Privat) in engem Familienkreis und Einzelpersonen (Gilt für alle Familienmitglieder)

      Der Schlüssel ist die Zielsetzung welche wir jeder Stufe zuschreiben damit eine Leistung dorf verortet wird.

      Ich gebe hier mal eine für diese Bubble provokative und frei formuliert Zuordnung zum Abschuß frei:

      • (1) Für alle Bürger ist die medizinische Leistung notwendig, wenn ein Unterlassen das Leben des Menschen gefährdet und maßgeblich verkürzen wird oder dessen Beitrag zum diesem medizinischem Solidarsystem gefährdet, maßgeblich verkürzt oder reduziert. Diese Stufe stellt eine minimale Grundversorgung für Präventive und aktue Maßnahmen sicher.

      • (2) Für alle Versicherten dieser (selbst gewählten) Kankenkasse(n) ist die medizinische Leistung notwendig, wenn ein Unterlassen das im Versicherungsvertrag genannte abgesicherte Risiko eintreten würde. Diese Stufe schafft eine nach möglichst indiviueller Methode und Vorliebe gewählte Gesundheitsversorgung. Mit der Einschränkung, dass diese Methode und Vorliebe möglich ist und das empfundene Risiko von genügend Teilnehmern geteilt wird um ein Solidarsystem finanzieren zu können.

      • (3) Selbst gepflegte individuelle Beziehungen sichern gemeinsame Werte und gegenseitige freiwillige Hilfe. (Ich erwähne diese im Bezug auf das Gesundheitswesen, weil dieses hierdurch entlastet wird. Oft wird der möglichen präventive und akute Betrag eines jeden Einzelnen hierdurch in den Betrachtungen unterschlagen. )

      • (4) Selbst verantwortete individuell gepflegte Beziehungen innerhalb des engen Familienkreis sichern ebenfalls gegenseitige freiwillige Hilfe. Durch die Nähe wird oft von der Gesellschaft auch eine Verantwortung eingefordert, die einen zur Hilfe verpflichtet.
        (Ich erwähne diese im Bezug auf das Gesundheitswesen, weil dieses hierdurch entlastet wird. Oft wird der möglichen präventive und akute Betrag eines jeden Einzelnen hierdurch in den Betrachtungen unterschlagen. )

      Zurück zu Deinem Beitrag im Bezug auf Wartezeiten für eine Therapie. Welche dieser Aussagen ist hier zu interpretiere? Viele Therapien sind nicht lebensnotwendig und müssten von der Allgemeinheit nicht finanziert werden. Die Terhapiens sind extrem wichtig und alle sollte notfalls auch höhere Beiträge als jetzt hierfür übernehmen.

      • Kornblumenratte@feddit.de
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        8 months ago
        1. Meine beabsichtigte Kernaussage war eine ganz andere. Ich formuliere mal ausführlicher: Mehr Therapeuten werden die Wartezeiten (mittelfristig) nicht verkürzen, weil mehr Therapeuten (mittelfristig) zu einer höheren Nachfrage führt. Außerdem – um auf das Thema des Artikels zu kommen – wird durch eine Ausweitung der Kassensitze keine Zunahme der Therapieplätze erfolgen; die approbierten, aber kassensitzlosen Therapeuten sitzen ja jetzt auch nicht rum, sondern behandeln Patienten in Krankenhäusern, im Erstattungsverfahren oder als Selbstzahler.

        2. Manche Therapien sind mehr oder minder nutzlos und hinausgeworfenes Geld – ich habe immer wieder Patienten mit mehreren 100 Stunden Psychotherapie ohne merkbaren Effekt, bzw. ohne Effekt der über einer Anbindung an einen Sozialpsychiatrischen Dienst hinaus geht. Und viele Therapien sind lebensverändernd, wahrscheinlich (ist nicht nachweisbar) durch vorgebeugte Suizide lebensrettend und durch eingesparte Krankenhausaufenthalte, Heimunterbringungen und erhaltene Arbeitskraft volkswirtschaftlich wertvoll. Wie man das erstere verhindern und das zweite ausbauen könnte, weiß ich auch nicht.

        3. Weiterführender Gedanke, eines meiner Lieblingsaufregethemen wenn es um Psychotherapie in Deutschland geht: wir könnten sofort die Zahl der Therapieplätze verdoppeln, wenn wir Gruppentherapie zum Standard machten. Gruppentherapie ist sowohl therapeutisch als auch wirtschaftlich um so vieles effektiver als Einzeltherapie. DAS wäre eine sinvolle Forderung der Psychotherapeutenverbände…